Haben Elektrogeräte ein eingebautes Verfallsdatum?
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Warum gehen viele Elektrogeräte ausgerechnet kurz nach Ablauf der Garantie kaputt? Gibt es
 womöglich ein eingebautes Verfallsdatum? stern TV hat den Test gemacht. 
Wenn Drucker, Handy oder Waschmaschine plötzlich nicht mehr funktionieren, landen die
 vermeintlich defekten Elektrogeräte häufig schnell auf dem Müll - und der Verbraucher ist 
gezwungen für teuren Ersatz zu sorgen. Aber muss das überhaupt sein? Und: Ist es wirklich Zufall, 
dass viele Geräte kurz nach Ablauf der Garantie kaputt gehen? Oder gibt es bei Elektrogeräten
 womöglich ein eingebautes Verfallsdatum, gibt es den geplanten Verschleiß?
Hilfe aus dem Netz
stern TV wollte es genau wissen und hat überprüft, ob defekte Geräte tatsächlich ein Fall für die 
Müllhalde sind. Die Test-Objekte: zwei Redaktionsdrucker, die nicht mehr funktionieren.
Ein Gerät von Canon blinkt gelb, Drucken ist unmöglich. Auf Nachfrage erklärt der Hersteller das
 Problem: "Diese Warnmeldung erfordert eine 'bewusste' Stilllegung des Druckers." Ursache für das 
Problem sei wahrscheinlich der volle Tintenauffangbehälter - ein Schwämmchen, das beim Drucken 
und bei den Säuberungen des Druckkopfes die überschüssige Tinte auffängt. Aber: Der Austausch 
sei durch den Anwender selbst nicht möglich, so Canon. Das könne aber durch den Kundenservice 
und gegen eine Pauschale erledigt werden.
Fachinformatiker Sven Struzyna zieht eine ganz andere Bilanz: "Ich habe schon viele Drucker 
repariert und noch bei keinem war das Tinten-Vlies gefüllt und man könnte noch Tausende von 
Seiten drucken", sagt Struzyna. Er betreibt eine Internetseite, auf der man Tastenkombinationen 
erfährt, mit denen man bei Druckern aller Hersteller die Fehlermeldung ausstellen kann. Struzyna 
versucht sein Glück auch an dem defekten Redaktionsgerät - und: Innerhalb weniger Minuten
 funktioniert der Drucker wieder.
Neuer Drucker überflüssig
Der nächste Versuch: Ein Epson-Gerät zeigt folgende Fehlermeldung an: "Wartung erforderlich. Die
 Lebensdauer einiger Druckerteile ist abgelaufen", heißt es. Und Druckerhersteller Epson erklärt in 
einer Stellungnahme, dass wohl eine Wartung der Geräte notwendig sei. Diese koste - außerhalb der
 Garantiezeit - eine geringe Pauschale von 23,80 Euro. Dass die Lebenszeit des Druckers künstlich 
beschränkt wird, weist Epson weit von sich.
Bei Servicepartnern, die auf der Epson-Seite im Internet empfohlen werden, lösten die defekten 
Drucker unterschiedliche Reaktionen aus: Ein Service will den Drucker nicht reparieren. Dafür werde 
eine Pauschale von 80 bis 150 Euro fällig, lieber sollte man sich gleich ein neues Gerät kaufen. Ein 
anderer gibt den Tipp, den Drucker einfach zu "reseten". Bei dem Redaktionsgerät funktionieren die 
bewährten Tastenkombinationen von IT-Experte Sven Struzyna allerdings nicht.
Alternativ gibt es im Internet Software, die die Geräte wieder zum Laufen bringen soll - und 
tatsächlich: Sven Struzyna startet das Programm und innerhalb von wenigen Augenblicken ist der 
Drucker wieder startklar. Auch den Testausdruck besteht der Drucker, der eigentlich längst auf dem 
Müll gelandet wäre.
Forderung nach mehr Verantwortung
Dass Geräte heute häufig schnell auf dem Müll landen, ist kaum zu vermeiden. Denn wichtige
 Geräteteile sind fest eingebaut oder miteinander verlötet oder verklebt. Eine Reparatur wird dadurch
 unmöglich oder extrem teuer. Ob elektrische Zahnbürste, Akkuschrauber oder MP3-Spieler - bei 
vielen Geräten sind die Akkus fest im Gehäuse befestigt und damit nicht austauschbar. Und die 
Geräte sind nach zwei bis drei Jahren deshalb nicht mehr zu gebrauchen.
Für Stefan Schridde gibt es kaum noch Zweifel am eingebauten Verfallsdatum. Gehe etwas kurz nach
 Ablauf der Garantie kaputt, stecke Absicht dahinter, behauptet der Betriebswirt. "Die Hersteller sind 
nicht mehr bereit, über Langlebigkeit bei ihren Produkten nachzudenken. Bei vielen Bauteilen 
müssten nur fünf Cent mehr investiert werden, um das Gerät haltbarer zu machen", so Schridde.
Er fordert mehr Produktverantwortung von den Herstellern und hat "Murks, nein danke" ins Leben 
gerufen. Auf dem Internet-Portal können Verbraucher Geräte melden, die bereits nach kurzer Zeit 
defekt sind: Monitore, Drucker, Sat-Reciever, Laptops. "Mit der Seite fordere ich auf, die Produkte 
langlebiger und reparierbarer zu produzieren und somit eine lange Nutzbarkeit für den Konsumenten
 zu geben", erklärt Schridde.