Amazon steht nach einer ARD-Dokumentation über den Umgang mit Leiharbeitern wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Logistikzentren in der Kritik. Das Unternehmen will die Vorwürfe prüfen.
ARD-Doku über Amazon sorgt für Aufsehen
Der am 13. Februar 2013 ausgestrahlte Fernsehfilm zeigt unter anderem, wie Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma die oft aus dem Ausland stammenden Leiharbeiter und das Film-Team bedrängen. Auch die Gewerkschaft ver.di wirft dem Konzern seit Längerem vor, gerade Saisonkräfte schlecht zu bezahlen und etwa mit strengen Kontrollen und Überwachung zu gängeln.
Der Online-Riese beschäftigt nach eigenen Angaben in Deutschland etwa 7.700 festangestellte Mitarbeiter in den Logistikzentren Graben/Augsburg, Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg, Werne, Pforzheim und Koblenz. ?In der Weihnachtssaison stellen wir zusätzliche Amazon-Mitarbeiter saisonal befristet ein?, teilte Amazon am Donnerstag in München auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. In Spitzenzeiten arbeite Amazon mit Zeitarbeitsfirmen zusammen. Im ersten Jahr verdienten Mitarbeiter einen Bruttostundenlohn von mehr als 9,30 Euro. Danach steige der Bruttolohn auf über zehn Euro.
Angeblich miese Arbeitsbedingungen
Laut Heiner Reimann von der Gewerkschaft ver.di werbe Amazon viele Zeitarbeiter mittlerweile im Ausland an, da in der Umgebung der Logistikzentren viele Arbeitskräfte bereits schlechte Erfahrungen gemacht hätten und nicht mehr dort arbeiten wollten. Seinen Angaben zufolge setze Amazon in der Weihnachtszeit mehrere tausend Zeitarbeiter ein, die oft in der Umgebung in im Winter leerstehenden Ferienparks untergebracht würden. Manchmal seien kleine Bungalows mit bis zu sechs Menschen belegt. In den Anlagen würden die Arbeiter zudem von Sicherheitsfirmen überwacht.
Schikanierung an der Tagesordnung?
Im Film wird berichtet, dass Sicherheitsleute zum Beispiel Unterkünfte von Zeitarbeitern durchsucht hätten. ?Auch wenn das Sicherheitsunternehmen nicht von Amazon beauftragt wurde, prüfen wir derzeit selbstverständlich den von den Redakteuren gemachten Vorwurf bezüglich des Verhaltens des Sicherheitspersonals und werden umgehend geeignete Maßnahmen einleiten?, heißt es in der Stellungnahme von Amazon dazu. Man dulde ?keinerlei Diskriminierung oder Einschüchterung?.
Reimann sagte, die Zustände bei Amazon seien ein Dauerproblem, auch im Branchenvergleich. Es gebe in anderen Versandfirmen ebenfalls Missstände, aber nicht in diesem Ausmaß. Dennoch habe Amazon durchaus auch auf Beschwerden reagiert und Mängel abgestellt. Allerdings bleibe dem Konzern angesichts des Geschäftsmodells kaum etwas anderes übrig, als befristete Mitarbeiter oder Zeitarbeiter einzusetzen.
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